EU lässt Schweinefleisch einlagern

Brüssel (dpa) – Die EU greift gegen den Preisverfall bei Schweinefleisch nach dem Dioxin-Skandal in den Markt ein: Auf EU-Kosten lässt Brüssel nun Schweinefleisch einlagern. Es soll erst dann wieder auf den Markt kommen, wenn sich die Preise erholt haben, kündigte die EU-Kommission nach dem Treffen der EU-Agrarminister in Brüssel an. Schon Ende Januar könnten somit Schlachthöfe oder Händler EU-Fördergelder für die Lagerkosten erhalten. Die EU kauft jedoch – im Gegensatz zu früheren Stützungsaktionen – kein Fleisch auf.

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Dioxin: Ernährungswirtschaft fürchtet Exporteinbußen

Gestern hatte der Fachverband der niederländischen Schweinehalter (NVV) zu einer Blockade von Schlachtstätten gegen den Verfall der Erzeugerpreise aufgerufen.

Die Blockaden richteten sich gegen neun Standorte der Schlachtunternehmen Vion, Compaxo, Westfort, Hilckman und Van Rooi. Ziel der Aktion ist eine gerechtere Margenverteilung. Für die niederländischen Schweinehalter brachte der Verfall der niederländischen Schlachtschweinepreise durch den deutschen Dioxinskandal das Fass zum Überlaufen.

Derzeit gebe es keine Beziehung zwischen den tatsächlichen Produktionskosten und dem Preis für den Schweinefleisch im Laden verkauft wird. Grund dafür sei laut NVV, dass der Preis für Schweinefleisch in den letzten Jahren nicht mehr auf normalem Wege, sondern durch die Marktmacht einiger Käufer bestimmt würde.

Darüber hinaus seien es die Mäster leid, zur Teilnahme an immer anspruchsvolleren Qualitätssicherungssystemen verpflichtet zu werden, die über die gesetzlichen Anforderungen hinausgingen, gleichzeitig aber von den Schlachtereien das volle Vermarktungsrisiko auferlegt zu bekommen.

Erste Reaktion von Vion: In der Sache sei Vion nicht kompromissbereit. Im Moment müsse erst das Dioxinproblem gelöst werden, bevor man über eine neue Preisbildung nachdenken könne.

Heute sitzen NVV, Schlachtereien und Staatssekretär Bleker am runden Tisch, um über eine neue Preisbildung zu diskutieren.

Quelle: www.schweine.net; www.haller-ag.de

Dioxin – Importstopp Russlands stört Preiserholung

Viele Marktbeteiligte und insbesondere die Schweinehalter hatten bis heute Mittag mit einer Entspannung beim katastrophal niedrigen Schlachtschweinepreis gerechnet. Doch dann verbreitete sich wie ein Lauffeuer die Meldung von immer neuen Fragen und Anforderungen der russischen Behörden für den Export von deutschem Schweinefleisch nach Russland.

 Schließlich wurde bekannt, dass derzeit aus Deutschland keine Schweinefleischlieferungen nach Russland mehr möglich sind. Daraufhin verschlechterte sich die Stimmung am Schlachtschweinemarkt rapide und der Druck der Schlachtunternehmen auf die Erzeugerseite verstärkte sich massiv, so dass nur noch eine unveränderte Preismeldung der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch möglich war.

Wie man hört, wird im BMELV und auf weiteren Ebenen mit Hochdruck daran gearbeitet, die Unstimmigkeiten zwischen Deutschland und Russland schnellstmöglich zu klären.

Die ISN fordert alle an den Verhandlungen Beteiligten auf, sich mit vollem Einsatz und mit Nachdruck bei Russland dafür einzusetzen, dass die Fleischexporte schon bald wieder aufgenommen werden können.

Aus Sicht der Schweinehalter sind eine nachhaltige Erholung des Marktes und ein deutlicher Preisanstieg dringender denn je.

 

Sonstige Exportbeschränkungen

Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums waren bis zum gestrigen Donnerstag von folgenden Staaten Einfuhrverbote für deutsches Schweinefleisch verhängt worden: China, Philippinen und Weißrussland

Zahlreiche weitere Staaten fordern offiziell Zusatzuntersuchungen bzw. Garantien: Ukraine, Hongkong, Südkorea und Japan.

Daneben gibt es eine Reihe von Staaten, die zwar keine offiziellen Restriktionen verhängt haben, wo es aber dennoch zu Problemen beim Export kommt, wenn z.B. die Importeure Zusatzuntersuchungen fordern.

Dioxin: Ernährungswirtschaft fürchtet Exporteinbußen

APP – Actinobacillus pleuropneumoniae – ein kleines Bakterium mit großer Wirkung

Über Infektionen mit Actinobacillus pleuropneumoniae (APP) und deren Vorkommen in Norddeutschland berichtet Dr. Hendrik Nienhoff vom Schweinegesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.
 
Hustende Ferkel, Mastschweine oder auch Jungsauen sind in vielen Betrieben anzutreffen. Insbesondere wenn es in den Herbst oder ins Frühjahr geht und es kalte Nächte bei verhältnismäßig warmen Tagen gibt, dann spielen Atemwegsinfektionen in den Schweinebeständen eine große Rolle. Als Verursacher dieses Hustengeschehens kommen eine Reihe von Viren und Bakterien in Betracht. Eines dieser Bakterien ist der APP-Erreger (Actinobacillus pleuropneumoniae). Die Erkrankung tritt häufig zwischen der 9. und 16. Lebenswoche auf. APP kommt in zwei Biovaren und  mittlerweile 15 unterschiedlichen Serotypen vor, von denen in Europa die Serotypen 1, 2, 3, 5, 6, 7 und 9 zu diagnostizieren sind. Die Serotypen sind unterschiedlich stark krankmachend, eine sehr hohe Pathogenität wird insbesondere den Serotypen 1, 2, 5 und 9 zugesprochen  Die krankmachende Wirkung des Erregers beruht auf seinen Toxinen (Apx I-III). Diese Toxine zerstören die Lungenmakrophagen und die roten Blutkörperchen. Als Folge hiervon findet man bei der Sektion bei einem perakuten bis akuten Verlauf dunkle oder blutige, scharf abgegrenzte Lungenbezirke mit abgestorbenem Gewebe. Auch Verwachsungen von Lunge und Brustfell sind möglich. Liegt ein chronischer Verlauf vor kann es zu abgekapselten abgestorbenen Lungenbezirken kommen. Diese Unterschiedlichen Verlaufsformen spiegeln sich auch beim klinischen Bild im Stall wieder. Bei der perakuten Verlaufsform kommen die Schweine nicht einmal mehr zum Husten. Hohes Fieber (bis 42 ºC) und eine massive Herz-Kreislaufschwäche mit blau-roter Verfärbung der Ohren und Rüsselscheibe, Maulatmung und Schaumbildung vor dem Maul führen innerhalb weniger Stunden zum Tode.
 
 Auch bei einem akuten Verlauf sterben ein großer Teil der Tiere ohne Behandlung, Fieber bis 41ºC und massiver Husten sind hier typisch. Häufig findet man in chronisch infizierten Betrieben aber eher auch die chronische Verlaufsform: wenig oder kein Fieber, Husten, beschleunigte Atmung, Kümmern und blasse Haut. Hier ist ein eher schleichender Verlauf zu erwarten, doch können die Verluste immerhin noch bis zu 10% betragen.
 
  Apathisches Tier mit akuter Actinobacillus pleuropneumoniae (APP)-Infektion
 
Die Diagnose kann am besten über eine Sektion und den direkten Erregernachweis über kulturelle Anzüchtung aus den entnommenen Lungenproben gestellt werden. Alternativ dazu kann der Erreger auch aus Lungenspülflüssigkeit isoliert werden. Auch neuere Verfahren zum direkten Erregernachweis über die PCR (Polymerase Chain Reaction) sind möglich.
 
APP-Anteil an Lungeninfektionen und Diagnostik:
Betrachtet man den Anteil von APP-Nachweisen bei den Lungeninfektionen so ergibt sich folgendes Bild:
 

Übersicht 1: Isolierung von APP aus Lungen- und Lungenspülproben (LUFA-Nordwest) im Auswertungszeitraum von Januar 2003 bis Juni 2004
Untersuchungsut Anzahl untersuchter Proben kultureller APP-Nachweis in Prozent
Lungen 873 11,6 %
Lungenspülproben 66 6 %

Daraus lässt sich folgern, dass der Anteil von APP-Infektionen bei den Atemwegserkrankungen 

Übersicht 1: Isolierung von APP aus Lungen- und Lungenspülproben (LUFA-Nordwest) im Auswertungszeitraum von Januar 2003 bis Juni 2004 Untersuchungsut
 Anzahl untersuchter Proben
 kultureller APP-Nachweis in Prozent
 
Lungen
 873
 11,6 %
 
Lungenspülproben
 66
 6 %
 
 
Daraus lässt sich folgern, dass der Anteil von APP-Infektionen bei den Atemwegserkrankungen  des Schweines in Norddeutschland bei etwa 10 % liegt. Wertet man aber die serologischen Untersuchungen von Blutproben aus ergibt sich ein anderes Bild. In Untersuchungen des IVD, Hannover sind ca. 30 % der eingesendeten Proben serologisch positiv. Die serologische Untersuchung hat allerdings auch so ihre Tücken.
Es sind verschiedene ELISA-Tests bei den verschiedenen Laboren im Einsatz (APXII, APXIV, APXI,Tbp2, Dänischer ELISA). Diese Tests haben z.T. das Problem von Kreuzreaktionen mit apathogenen Aktionbacillen, zudem werden nicht alle Serotypen erkannt. Z.B. werden im Dänischen ELISA (nur in Kopenhagen angeboten) nur die Serotypen 2, 6, 12 erkannt und im SPF System ausgewiesen. Dabei sind dieses nicht die krankmachensten Serotypen (1, 5, 9, 11), sondern gehören zu einer mittleren Kategorie.
Da der Erreger zum Großteil durch Tierkontakt übertragen wird, werden auch in der Ferkelerzeuger- und Zuchtstufe Untersuchungen auf das Vorhandensein von APP durchgeführt. Insbesondere in der Zuchtstufe führen alle größeren in der Bundesrepublik tätigen Zuchtunternehmen Screenings durch. Hierbei ergibt sich folgendes Problem:
Es werden Untersuchungen auf den Schlachthöfen (Lungenbefundungen), klinische Untersuchungen in den Beständen, Untersuchung von Tieren mit Atemwegsinfektionen (Anlassbezogene Untersuchungen) und serologische Untersuchungen durchgeführt. Bei einer klinisch, pathologisch-anatomisch und ätiologisch bestätigten APP-Infektion, scheidet der betroffene Betrieb in der Regel aus der Vermehrung aus.
 
Eine besondere Problematik liegt bei der serologischen Untersuchung vor.
Es gibt sowohl wie oben beschrieben falsch positive Reaktionen in den gängigen Antikörper-Testverfahren, aber auch bei Beprobung ungeeigneter Tiere im Betrieb (junge Tiere) können in positiven Beständen falsch negative Proben generiert werden.
Des Weiteren findet sich in Betrieben häufig kein klinisches und pathologisch-anatomische Korrelat zum serologischen Befund und ein kultureller oder auch PCR-Nachweis des Erregers gelingt nicht, oft wird erst durch die Beteiligung weiterer Erreger (z.B. PRRS) eine klinische Relevanz deutlich.
Aufgrund dieser Problematik sind einige Zuchtunternehmen dazu übergegegangen der APP-Status ihrer Vermehrungsbetriebe nicht mehr über serologischen Befund zu definieren. Die Einschätzung des Betriebes erfolgt dann über Schlachtbefunde, anlassbezogene Untersuchungen und den Erregernachweis (z.B. PIC). Andere Unternehmen weisen nur bestimmte Serotypen aus (Danzucht).
 
Was kann man tun, wenn APP im Betrieb zum Problem wird:
Bei einem akuten Krankheitsgeschehen muss die gesamte Gruppe sofort antibiotisch behandelt werden. Da aber insbesondere bei einem perakuten oder akuten Verlauf die Tiere weder fressen noch trinken, sind die Gruppen am besten per Injektion über mehrere Tage zu behandeln. Hierfür steht eine Anzahl an Wirkstoffen zur Verfügung von denen Beispielhaft hier Amoxicillin oder Florfenicol genannt werden können. Fressen oder trinken die Tiere noch so kann auch mit einer Futter- oder Wassermedikation gearbeitet werden, hier seinen Beispielhaft Amoxicillin, Tetracyclin (Achtung! Handelsbeschränkungen), Doxicyclin oder Trimethoprim-Sulfonamid genannt. Therapiebegleitende Maßnahmen in Haltung und Hygiene sind unerlässlich.
Um dauerhaft die Erkrankung unter Kontrolle zu bekommen, eignen sich antibiotische Maßnahmen jedoch nicht. Hier ist es wichtig den Infektionsdruck im System zu senken. Ein gezieltes Management mit konsequentem Rein-Raus Verfahren ist Voraussetzung. Impfmaßnahmen können helfen den Infektionsdruck zu senken. Es stehen zwei kommerzielle Impfstoffe zur Verfügung, von denen ein Impfstoff ein Ganzzellimpfstoff ist der nur Serotyp 2 abdeckt, der andere eine sog. Subunitvaccine ist, der mehrere Serotypen abdeckt. Beide Impfstoffe sind Totimpfstoffe. Ein einigen Fällen, bei bestimmten Serotypen und versagen der kommerziellen Impfstoffe, kann es sinnvoll sein einen stallspezifischen Impfstoff aus den im Bestand isolierten APP-Stämmen herstellen zu lassen. Um den Erregerdruck im System nachhaltig zu senken empfiehlt es sich nach Grundimmunisierung im Abstand von ca. 4 Wochen die Sauen vor jedem Abferkeln zu Impfen und die Ferkel in der Aufzucht zwischen der 6. und 12. Lebenswoche. Beim Einsatz der kommerziellen Impfstoffe sind die Zulassungsbeschränkungen zu beachten. Welche Impfstoffe und welches Impfschema zum Einsatz kommt, sieht in unterschiedlichen Betrieben auch sehr unterschiedlich aus. Der Hoftierarzt wird einen Bekämpfungsplan speziell zugeschnitten auf den Betrieb und die Begleitumstände erarbeiten. Eine Sanierung betroffener Bestände zur Erlangung der Erregerfreiheit ist schwierig, aufwendig und für normale Betriebe ökonomisch nicht sinnvoll. Hier ist es wichtiger über die Senkung des Infektionsdrucks mit Management, antibiotischen und Impfmaßnahmen den Erreger soweit im Betrieb zurückzudrängen,  das keine ökonomischen Schäden entstehen.
 

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